Der Ruf des Waldes
Minel saß am Fenster ihres kleinen Häuschens im Dorf und schaute hinaus in die Ferne. Der Himmel war noch rosa vom Morgengrauen, und ein sanfter Wind spielte mit den Blättern der alten Eiche. Doch Minels Herz war unruhig. Seit Wochen hörte sie ein leises Flüstern, ein Wispern, das nur sie verstehen konnte. Es war der Ruf eines Ortes, den niemand sonst zu sehen vermochte – der Flimmerwald.
Niv, ihr geflügeltes Kätzchen, schwang sich von ihrem Schoß und schnurrte leise. Mit großen Augen sah es zu Minel auf, als wollte es sagen: „Wir sollten gehen.“ Minel lächelte und nahm Niv behutsam in die Arme.
„Ja, Niv“, flüsterte sie, „es ist Zeit.“
Sie packte ihr Hexenbuch, ein kleines Täschchen mit Zauberkräutern und ein warmes Tuch ein. Draußen vor der Tür atmete sie tief die kühle Morgenluft ein. Der Wald lag vor ihr, geheimnisvoll und voller Möglichkeiten.
Auf leisen Sohlen schritten Minel und Niv durch das erste Blätterdach des Waldes und schon bald begann die Welt um sie herum zu flimmern – als würde der Wald selbst sie willkommen heißen.
Aber Minel wusste auch: nicht alle Wesen hier würden sie mit offenen Armen empfangen. Der Flimmerwald war ein Ort voller Magie und voller Geheimnisse.
Minel baute sich am Waldrand ein kleines Zuhause. Mit Zweigen, Moos und Lehm und ein bisschen Magie formte sie eine kleine, gemütliche Hütte. Niv sprang von Ast zu Ast und erkundete neugierig die Umgebung.
Doch je länger sie blieben, desto mehr spürten sie die Blicke der Waldbewohner. Hinter Baumstämmen blitzen neugierige Augen auf und das Rascheln im Unterholz ließ Minel wissen: Sie wurden beobachtet.
Die Waldwesen des Flimmerwaldes waren vorsichtig. „Wer ist diese Fremde?“ fragten die Baumgeister. „Warum bringt sie ihre eigene Magie mit?“ murmelten die Elfen.
Minel verstand ihre Angst. Menschen hatten einst viel Schaden im Wald angerichtet. Und obwohl sie selbst nur Frieden und Freunde suchte, spürte sie die Distanz, die ihr entgegenschlug.
„Wir müssen zeigen, dass wir Freunde sind,“ flüsterte Minel zu Niv. „Aber das braucht Zeit.“
In der Dämmerung schwebten kleine Lichtkäfer um das neue Heim. Minel setzte sich ruhig hin und öffnete ihr Hexenbuch. Sie wollte lernen, wie sie das Vertrauen der Waldbewohner gewinnen konnte – mit Geduld, Respekt und Herz.
Hier gibts Ausmalbilder aus dem Flimmerwald: Ausmalbilder Flimmerwald
Und hier gibts Illustrationen aus dem Flimmerwald als Poster: Poster